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Glioblastoma: Ein seit Langem verwendetes Blutdruckmedikament namens Hydralazin könnte eine überraschende neue Anwendung haben: das Wachstum von Glioblastom, einer sehr aggressiven Form von Gehirnkrebs, zu verlangsamen. Forschende der University of Pennsylvania entdeckten, dass Hydralazin ein Enzym namens ADO (2-Aminoethanethiol-Dioxygenase) blockiert, das in Zellen als Sauerstoffsensor wirkt. In Tumorzellen zwingt die Blockierung von ADO diese in die „Seneszenz“ – einen Zustand, in dem sie nicht mehr teilen und ruhen – anstatt sie direkt abzutöten. Da Hydralazin bereits gut erforscht, günstig und weit verbreitet ist (es wird seit Jahrzehnten eingesetzt), könnte es als leichter zugängliche Behandlungsmethode für Glioblastome dienen – allerdings sind die Ergebnisse noch präklinisch, und weitere Forschung ist nötig.


Gewichtsverlust: Forschende untersuchen natürliche Substanzen – insbesondere Berberin, Zimt und Grüntee – als mögliche, medikamentenfreie Wege, das Darmhormon GLP-1 zu stimulieren, das auch von Abnehmspritzen wie Ozempic gezielt wird. Obwohl keine dieser Substanzen die starken Effekte von GLP-1-Medikamenten exakt nachahmen kann, deuten erste Studien darauf hin, dass sie den Stoffwechsel leicht ankurbeln oder Hungersignale beeinflussen können. Fachleute warnen jedoch, dass die Effekte relativ mild sind und am besten als Ergänzung zu einem gesunden Lebensstil – wie ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung – betrachtet werden sollten, nicht als Ersatz für verschreibungspflichtige Medikamente.


Herzinfarkte: Eine aktuelle Cochrane-Übersichtsarbeit von 12 randomisierten Studien mit fast 23.000 Teilnehmenden ergab, dass niedrig dosiertes Colchicin, ein verbreitetes und preiswertes Gichtmedikament, das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt. Konkret entsprach die Behandlung mit Colchicin etwa 9 weniger Herzinfarkten und 8 weniger Schlaganfällen pro 1.000 Personen, ohne dass schwere Nebenwirkungen häufiger auftraten, obwohl leichte gastrointestinale Beschwerden (wie Übelkeit) häufiger waren.


Polyzystische Nierenerkrankung: Forschende der University of California, Santa Barbara haben einen neuartigen, konstruierten Antikörper entwickelt, der in die flüssigkeitsgefüllten Zysten eindringen kann, die für die polyzystische Nierenerkrankung (PKD) typisch sind, und dort den cMET-Rezeptor angreift, um das Zystenwachstum zu bremsen. Dies löst einen selektiven Zelltod der Zystenepithelzellen aus, während gesundes Nierengewebe verschont bleibt. Obwohl sich die Forschung noch im präklinischen Stadium befindet, deutet dieser Durchbruch auf eine vielversprechende neue Strategie hin, um das Fortschreiten von PKD künftig aufzuhalten oder sogar umzukehren.


Supercomputer: Forschende, die Japans Supercomputer Fugaku nutzen, haben ein ultra-hochpräzises digitales Modell der Maus-Großhirnrinde erstellt, das fast zehn Millionen Neuronen, 26 Milliarden Synapsen und 86 Hirnregionen umfasst und Struktur und Aktivität auf subzellulärer Ebene nachbildet. Dieses virtuelle Gehirn verhält sich wie ein lebendes System und ermöglicht es Wissenschaftler*innen, zu erforschen, wie neurologische Erkrankungen wie Alzheimer oder Epilepsie im Gehirn entstehen, wie Signale durch neuronale Netzwerke wandern, und Interventionen in silico zu testen.


Lungenkrebs: Forschende am Gene Editing Institute von ChristianaCare haben CRISPR-Cas9-Geneditierung genutzt, um das NRF2-Gen in chemotherapieresistenten Lungenkrebszellen auszuschalten und so deren Empfindlichkeit gegenüber Standardmedikamenten wiederherzustellen sowie das Tumorwachstum in Tiermodellen zu verlangsamen. Bemerkenswerterweise reichte es aus, nur 20–40 % der Tumorzellen zu editieren, um die Behandlung zu verbessern. Die Editierung erfolgte über die Verabreichung von Lipid-Nanopartikeln (nicht-viral) mit minimalen Off-Target-Effekten. Die Ergebnisse deuten auf eine vielversprechende Strategie nicht nur für das Lungenplattenepithelkarzinom (20–30 % der Lungenkrebse), sondern auch für andere solide Tumoren hin, bei denen NRF2 die Chemoresistenz antreibt.


Alzheimer: Forschende der Tokyo Metropolitan University entdeckten, dass das Protein Tau bei der Entwicklung von Alzheimer zunächst weiche und reversible Nanocluster bildet, bevor es sich in die großen, schädlichen Fibrillen umwandelt, die traditionell im Fokus stehen. Durch das Auflösen dieser frühen Cluster – erreicht durch Erhöhung der Salzkonzentration in Anwesenheit von Heparin – stellten die Forschenden fest, dass die Fibrillenbildung nahezu vollständig verhindert wurde. Dies deutet auf eine neue therapeutische Strategie hin, die in einem frühen, reversiblen Stadium des Tau-Zusammenlagerns eingreift, statt zu versuchen, irreversible Fibrillen nach ihrer Bildung aufzubrechen.


Herzrhythmusstörungen: Forschende der Northwestern University und ihres medizinischen Zentrums haben ein neuartiges genetisches Risikobewertungssystem entwickelt, das monogene Varianten, polygenische Risikoscores und Ganzgenomsequenzierung kombiniert, um vorherzusagen, wer ein hohes Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen hat – lange bevor Symptome auftreten. Sie fanden heraus, dass dieser integrierte Ansatz deutlich genauer ist als bestehende Methoden und das Potenzial hat, die Früherkennung und Prävention zu revolutionieren – obwohl die Nutzung genetischer Tests derzeit sehr gering ist und viele Ärzt*innen nicht ausreichend geschult sind, um die Ergebnisse korrekt zu interpretieren.


Wöchentliche Entwicklungen in der Medizin Nr. 3
Wöchentliche Entwicklungen in der Medizin Nr. 3
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